Ich stand in 2. Spur und wartete. Ich wartete irgendwie auch auf die Liebe, auf die Antwort einer Geliebten … Während ich warte, hantiert ein Mann in einem Auto, steigt aus und kommt zu mir. Er ist freundlich und zeigte mir eine halblegale Möglichkeit mein Auto abzustellen. Ich rolle langsam in die Nische und erfahre bereits durchs offene Fenster, dass er Liebeskummer hat. Er bleibt vor meinem Fenster stehen und redet. Ich habe Zeit und bin offen für das Schicksal.
Er redet. Ich erfahre ziemlich viel aus den letzten Monaten seines Beziehungslebens: was die Frau ihm alles zu verdanken hat, wann er die Luft aus ihren Reifen gelassen hat und wann jemand anders sie aufgefüllt hat und deswegen mit ihr was hatte. Ich erfahre, dass Frauen anders riechen, wenn sie mit einem anderen Mann Sex haben und viele Dinge mehr, die ich nicht erfahren wollte. Während all der Zeit steht er kälteunempfindlich mit dünnen Pulli und Sakko vor meinem Fenster. Spürt er sich? Er redet. In dem Bestreben, sich als unschuldig zu präsentieren, entblättert sich sein Monster immer weiter. Absurditäten des Verletzens. Ich wundere mich, dass ich nicht entsetzt bin. Er und sein Monster suchen die Liebe, wollen sie festhalten und irgendwie tut er mir leid. Und dennoch – Ich kann nicht noch mehr aufnehmen.
Am Tor vor uns hantiert eine Frau länger mit diversen Schlüsseln. Mein Monologpartner eilt ihr zur Hilfe und gibt meine Tür frei. Ruhe. Ich strebe hinfort mit zu vielen Informationen in meinem Kopf und winke ihm aus der Ferne. Er bemerkte es, kommt noch ein paar Schritte nach, bleibt stehen, winkt auch und das Monster wirkt dabei hilflos, zerbrechlich. Ich entschwinde fröstelnd.
Fuck Schicksal, vor ein paar Tagen die Geschichte des Taxifahrers und nun das. Was sollen diese Lektionen? Die nächste Bar zum Aufwärmen ist meine. Eine Runde in Businesskleidung feiert was. Eine Metapher für meine bisherigen Tätigkeiten taucht in meinem Kopf auf: Komplexes einfach machen und Neues aussähen.
Auf dem Tresen liegt ein Buch „Das Nein in der Liebe“ – Ich betrachte das Buch fast verwundert. Zwei Frauen sprechen leise miteinander, ohne dass ich etwas verstehe. Da richtet sich eine auf, strahlt und sagt deutlich “Nur mit ganz viel Liebe!“. Ich nippe an meinem Tee und weiß, dass ich mich wohl eher um die Liebe kümmern werde, als auf sie zu warten. Es geht mehr um die Verbreitung der Liebe – voll innerer Freiheit und Verantwortung für sich selbst.
Frank Breyer